«Es ist mir nie zuwider zu einem Gig zu fahren»

    Auf der Bühne ist Pepe Lienhard der glücklichste Mensch. Noch heute im fortgeschrittenen Alter generiert der Vollblutmusiker seine Lebensenergie vom Publikum, seinen Musikern und dem Spielen. Erden tut er sich in der Natur und bei seiner Familie. Hier zieht der gebürtige Lenzburger Bilanz über seine Karriere, seine alte Heimat im Aargau und seine neue Tournee.

    (Bild: zVg) Am 11. Mai geht es wieder los: Pepe Lienhard freut sich auf sein Publikum

    Sie sind seit 50 Jahren ununterbrochen im Showbusiness und denken nicht ans Aufhören. Was fasziniert Sie in diesem Business (immer noch)?
    Pepe Lienhard: Der Titel der kommenden Tournee und der neuen CD – «Music was my first love» – trifft absolut auf mich zu… und daraus ist ein ganzes Leben voller Musik geworden. Sie ist ein zu wichtiger Teil meines Lebens, als dass ich sie aufgeben könnte, natürlich vorausgesetzt die Gesundheit spielt mit. Wenn ich mit der Band auf der Bühne stehe bin ich der glücklichste Mensch. Es ist mir nie zuwider zu einem Gig zu fahren, in Hotels zu übernachten und am nächsten Tag schon wieder zu packen. Natürlich braucht es Energie und Arbeit, doch bekomme ich mindestens soviel Energie vom Publikum, meinen Musikern und dem Spielen an und für sich zurück.

    Was hat Sie das Showbusiness bezüglich des Lebens gelernt?
    Das Showbusiness ist manchmal eine etwas «künstliche» Welt und man könnte leicht die Authentizität verlieren und abheben. Für mich war sehr schnell klar, dass das Leben auf der Bühne ein kleiner Teil ist und ich habe zum Glück in der Natur, der Arbeit im Garten und natürlich bei meiner Familie einen gesunden Ausgleich gefunden. Am Morgen nach einem Konzert im Stall den Hühnermist wegzukratzen, erdet sehr schnell und gut.

    Die Bühne ist Ihr Leben. Wie haben Sie die Corona-Krise gemeistert?
    Die Auftritte, die Musikerkollegen und das Publikum haben mir schon sehr gefehlt und es war nicht immer einfach. Doch bringt es nichts Trübsal zu blasen. Ich habe die Zeit genutzt, um mit meiner Frau die Digitalisierung des Archivs anzupacken oder die CD und die kommende Tournee vorzubereiten. Wir waren zudem sehr viel in der Natur. Langweilig war mir nie.

    Welchen Auftritt vergessen Sie nie mehr?
    Diverse! Da gab es zum Beispiel Dresden, wo ein Sturm kurz vor dem Auftritt die ganze Bühne und die Metallträger zerschmettert hat. Hätten wir schon auf der Bühne gestanden, wäre es zur Katastrophe gekommen. Auch in Thailand hat uns das Wetter ein abenteuerliches Erlebnis beschert. Die ganzen Verstärker standen tief im Wasser und dazwischen kurvte eine grell grüne Schlange.
    Aber natürlich vergesse ich auch keinen der Auftritte mit Ikonen und Vorbilder wie Shirley Bassey, Frank Sinatra oder Quincy Jones. Wir durften so viele tolle Künstler begleiten. Dafür bin ich extrem dankbar und vergesse keinen einzigen dieser Auftritte.

    Sie sind in Lenzburg im Aargau aufgewachsen. Welche Bedeutung hat der Kanton Aargau noch heute für Sie und was verbindet Sie mit der Heimat?
    Die Familie meiner Frau wohnt im Berner Seeland und wir im Thurgau. Entsprechend sind wir oft auf der «Durchreise», nutzen dies aber immer wieder für einen kleinen Abstecher, zum Beispiel ins Seetal. Es gibt viele Orte, die mir im Kanton Aargau sehr gefallen. Auf der Tournee spielen wir, wie jedes Mal, auch in Suhr. Ich freue mich, wenn ich dort meine Freunde aus der Schulzeit treffe, die mit mir damals Musik gemacht haben.

    Kommen Sie gerne zurück nach Lenzburg?
    Ja, selbstverständlich! Lenzburg hat eine hübsche Altstadt und auch ein paar gute kulinarische Adressen.

    Ihr Lieblingsplatz in Lenzburg?
    Das Schloss gefällt mir besonders gut. Wir haben da schon oft gespielt. Das letzte Mal im 2021, bei der Lenzburgiade. Es war das erste Konzert nach einer langen Corona-Pause. Trotz dem gruseligen Wetter waren alle Plätze besetzt und das Publikum hat ausgeharrt und richtig toll mitgemacht. Das war für uns grandios.

    «Swiss Lady» war Ihr grösster Hit. Welches Verhältnis haben Sie heute zu diesem Song?
    Ein sehr entspanntes Verhältnis. Ich habe dem Song extrem viel zu verdanken. Es gab schon Zeiten, zum Beispiel in den Siebzigern, wo wir die «Swiss Lady» wirklich immer und überall spielen «mussten», da hatte ich hin und wieder wirklich genug von «ihr». Doch begleitet sie mich bis zum heutigen Tag und ich spiele sie nach wie vor gerne. Wir haben auf dem neuen Album sogar eine neue Big Band Version der «Swinging Swiss Lady» aufgenommen.

    Sie gehen mit 76 am 11. Mai wieder auf Tournee. Auf was freuen Sie sich am meisten?
    Auf das Publikum und die grosse Big Band. Es begleiten mich 18 Musiker und 7 SängerInnen. Wir haben ein attraktives Programm zusammengestellt.

    Wie überraschen Sie Ihr Publikum dieses Mal?
    Wir haben ein paar spektakuläre Arrangements dabei. Zum einen vom Titelsong «Music was my first love», Dorothea Lorene und Kent Stetler singen den Song vom unvergessenen John Miles im Duett. Die Bohemian Rhapsody, von Queen, war auf der letzten Tour so erfolgreich, dass wir sie erneut spielen. Mit der grossen Band geht das schon unter die Haut. Wir haben auch Swing Standards wie «Isn’t she lovely» in neuem musikalischem Gewand, oder eine wirklich gelungene Big Band Version von «Old MacDonald had a farm», dabei. Da war ich mir zuerst nicht so sicher, aber die Leute, die das Stück auf der CD hören sind begeistert und ich auch. Natürlich wird auch Udo Jürgens nicht fehlen. Auch mit neuen Arrangements. Er gehört einfach dazu. Besonders freue ich mich auf ein berührendes Stück aus «Der Pate».

    Wie würden Sie Ihr neues Programm beschreiben?
    Ein Mix aus Swing Standards und Pop-Werken im Big Band Format.

    Sie waren 37 Jahre lang Freund und Weggefährte von Udo Jürgens. Was haben Sie in dieser Zeit von ihm gelernt?
    Udo Jürgens hat uns den Respekt vor dem Publikum und den Mitmusikern vorgelebt. Während unserer ganzen Zusammenarbeit kam er nicht ein einziges Mal zu spät zum Soundcheck! Er hätte es sich ja leisten können, erst zum Konzert zu erscheinen. Für ihn gab es kein «schlechtes» Publikum oder unpassende Venues. Er spielte auch nicht nur für die ersten Reihen. Selbst in 15-Tausender-Hallen spielte er auch für die Zuschauer auf den hintersten Reihen. Er war extrem professionell und gab in jedem einzelnen Gig alles. Das hat mich geprägt.

    Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
    Dass mir die Gesundheit erlaubt noch lange weiterzumachen, und dass das Publikum uns noch eine Weile sehen will!

    Interview: Corinne Remund

    Infos Schweizer Tournee:
    www.pepe-lienhard.ch

    Vorheriger ArtikelTradition und Klasse zelebrieren
    Nächster ArtikelKnifflige Ermittlung auf dem Wanderweg