Parkplatz als Luxusgut für Bessergestellte

    Parkplatz-Auslastung in Basel-Stadt: 90 Prozent als Wunschziel

    Wenn die Nachfrage steigt, wird das Angebot teurer. Dies gilt auch für Parkplätze. Die Auslastung in Basel-Stadt ist nach wie vor sehr hoch. Nach den Erkenntnissen der Wirkungskontrolle zur neuen Parkraumbewirtschaftung, die seit Ende 2016 wirksam ist, diskutiert man von Seiten Regierung über eine mögliche Preiserhöhung bei den Parkkarten.

    (Bild: JoW) Mit der neuen Basler Parkraumbewirtschaftung (seit Ende 2016 in Kraft) sind unter anderem die weissen Gratisparkplatz-Zonen verschwunden und wurden zu blauen Zonen. Eine Wirkungskontrolle brachte nun interessante Ergebnisse hervor.

    Nach etwas mehr als einem halben Jahr mit der neuen Parkraumbewirtschaftung in Basel-Stadt liegen erste Ergebnisse einer Wirkungskontrolle vor. So sank offenbar Auslastung der Parkplätze leicht. Diese sei aber nach wie vor deutlich über 90 Prozent. In einigen Quartieren ist der «Parkplatz-Druck» besonders gross und es sollen weitere Massnahmen geprüft werden, um der Lage Herr zu werden. Besonders auch für die Anwohner sei dies wichtig. Der Kanton hat eine Auslastung um 90 bis maximal 95 Prozent als mittelfristiges Ziel heraus gegeben. Ein Dorn im Auge ist noch immer der Suchverkehr. Positiv: In manchen Quartieren würden Anwohner nunmehr mit der neuen Parkraumbewirtschaftung leichter Parkplätze finden. Man prüft nun zusätzlich auch Fördermöglichkeiten für den Bau von Quartierparkings, wurde berichtet.

    Parkkarten sehr gefragt – und bald teurer
    Ende 2017 sollen von Seiten der Regierung neue Vorschläge an den Grossen Rat eingereicht werden, um die Parkplatzsituation zu verbessern. Es wird kolportiert, dass im Bereich der Preise bei den verschiedenen Parkkarten sich etwas ändert. Diese werden wohl steigen, speziell jene für die Anwohner. Der Anteil der mit Anwohnerparkkarte abgestellten Autos soll aktuell knapp über 80 Prozent betragen. Sehr gefragt ist die Gewerbeparkkarte (GPK). Seit 2014 stiegen die Anfragen um über einen Drittel. Davon wiederum entfielen über zwei Drittel auf die per 2015 eingeführte relativ günstige regionale Gewerbeparkkarte – gleichzeitig war auch der Preis der normalen GPK halbiert worden. Pendler-, Besucher- und andere Sonderparkkarten sind jedoch keine Erfolgsgeschichte. Die Ausnahme: Im Wettsteinquartier im Schatten der Roche sind die Sonderparkkarten beliebt.

    Hoher Parkdruck und schlechtere Parkuhr-Disziplin
    Erfolgreich im wirtschaftlichen Sinne bleiben die Parkuhren. Und dies aus zwei Gründen: Zusätzliche Parkuhren hätten inzwischen Anwohnern zu mehr freien Plätzen verholfen. Aber: Durch eine nachlassende Parkuhr-Disziplin werden mehr Bussen fällig. Verglichen mit der Zeit vor der Einführung der aktuellen Parkraumbewirtschaftung wurden 2016 deswegen «deutlich mehr» Bussen ausgestellt. Einerseits spült diese Entwicklung Geld in die Kantonskasse, andererseits ist die nachlassende Disziplin kein erfreulicher Trend.

    Der Parkdruck ist auch abhängig von der Tageszeit. Bei einer Erhebung im Herbst waren gemäss den publizierten Ergebnissen der Wirkungsstudie mittags alle Teilgebiete noch im grünen Bereich, während am Abend in Teilen des Kleinbasels, des Gundeli und im nördlichen St. Johann mehr Autos illegal parkiert waren als gleichzeitig legale Parkplätze frei waren.

    Schlusslicht Schweiz
    In Stadtzentren wird die Parkplatzsituation trotz aller Massnahmen und Parkraumbewirtschaftungen dennoch zunehmend prekärer. Für immer mehr Fahrzeuge stehen immer weniger öffentliche Parkplätze zur Verfügung. Nicht nur die Kantone, auch die Verkehrsclubs wie der TCS versuchen, dem entgegen zu wirken. Der TCS nimmt die Kantone in die Pflicht und schreibt: «Schweizer Städte und Gemeinden sind gefordert. Es braucht dringend innovative und nachhaltige Alternativen zur Parkraumbewirtschaftung. Dies nicht nur zur Entspannung der Parkplatzsituation in Städten, sondern auch im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit. Bleibt es in der Schweiz trotz zunehmender Bevölkerung und breiteren Fahrzeuggrössen weiterhin beim knappen Parkplatzangebot, droht der Parkplatz zum Luxusgut für Bessergestellte zu werden.» In einer im Jahr 2014 durchgeführten Studie der Mobilitätsakademie zeigte sich, dass die Schweiz mit lediglich 84 öffentlichen Parkplätzen pro 1’000 Fahrzeugen europaweit die schwierigste Parkplatzsituation erdulden müsse. «Um der Parkplatznot Abhilfe zu schaffen, könnte man private Parkplätze mit neuen, innovativen Modellen besser nutzen», berichtet der TCS. Nun hat der Touring Club der Schweiz selbst eine Alternative zu bieten mittels einer Kooperation mit dem Parkplatzservice ParkU. Mit diesem Service soll ein Mehrwert erzielt und etwas Abhilfe sowie Effizienz bei der Parkplatzsuche erwirkt werden. Dies geschieht mittels Parkplatz-Sharing. Das Konzept: Parkplatzbesitzer können ihre Stellplätze über die ParkU-Plattform gegen eine selbst festgelegte Parkgebühr vermieten. Dieses Angebot gilt  sowohl für Privatpersonen wie auch für Geschäfte und Hotels in den Innenstädten. Eine Alternative oder ein Tropfen auf den heissen Stein?

    JoW

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