Vorsichtig positiver Ausblick in die Zukunft vom Finanzexperten

    Wie bringt man die Politik der Nationalbank in ein Spielcasino? Die WIR Gruppe Schaffhausen schaffte es, für ihren Business-Treff zwei gegensätzliche Welten zusammenzubringen, bei denen sich alles ums Geld dreht. Allerdings mit total unterschiedlichen Ansätzen.

    (Bilder: ub) Andy Steinemann und Birgit Leutenegger von der WIR-Gruppe Schaffhausen zusammen mit Urs Schönholzer, Delegierter für regionale Wirtschaftskontakte der Schweizerischen Nationalbank

    Offen für Gespräche und neue Kontakte steht Urs Schönholzer, Delegierter für regionale Wirtschaftskontakte der Schweizerischen Nationalbank in der Ostschweiz, an der Bar des Swiss Casinos Schaffhausen und trinkt ein Mineralwasser. Für ihn ist der Auftritt in einem Glücksspiel-Tempel genauso eine Premiere wie für viele der 60 Mitglieder der WIR-Gruppe Schaffhausen, die sich zum Business-Treff im Swiss Casino einfinden.  «Die Nationalbank hat etwas mehr ‚Spielgeld‘ als unser Casino», meint Vorstandsmitglied Birgit Leutenegger lachend, die den aussergewöhnlichen Event mitorganisiert. Sie leitet mit ihrem Mann die Pudol AG, die Reinigungsmittel herstellt und vertreibt. Gemäss ihrer Angaben erfreut sich die bargeldlose Komplementärwährung WIR in der Ostschweiz über ein zunehmendes Interesse  in allen Branchen. «Wir haben für den Verkauf eines Mercedes 10‘000 Franken WIR entgegengenommen. Und brachten sie innerhalb weniger Monate schnell und ohne Einbussen wieder in Umlauf», erzählt sie aus eigener Erfahrung. Mittlerweile akzeptieren zahlreiche Hotels, Reisebüros, Modegeschäfte und Restaurants WIR und machen das papierlose Zahlungssystem für immer mehr KMU interessant. Andy Steinemann steht der WIR-Gruppe Schaffhausen nach seinem Vater Kurt  in der zweiten Generation als Präsident vor. Der Kleinbus- und Taxiunternehmer präsentiert den prominenten Referenten und freut sich, im

    Für die WIR-Gruppe Schaffhausen gabs im Swiss Casino eine Einführung ins Glücksspiel

    Publikum sowohl Mitglieder der Jungen Wirtschaftskammer Schaffhausen  als auch Stadtrat Raphaël Rohner begrüssen zu können. Nach der vorangegangenen Einführung ins Roulette- und Poker-Spiel vom Casino geht es mit Schönholzer ans Eingemachte. Der Nationalbank-Experte steigt mit einem Witz in seine Erläuterungen zur Schweizer Finanzpolitik ein: «Kennen Sie den Unterschied zwischen dem FC Zürich und dem Schweizer Franken? Letzterer wird auch in Zukunft in der obersten Liga mitspielen!» Grosser Gelächter – dann wird es ernst. Natürlich verteidigt der Finanzfachmann die Aufhebung des Mindestkurses von der Nationalbank, die am  15. Januar 2015 erfolgte, weil der Euro im Sinkflug war und kein Ende in Sicht war:  «Unter diesen Voraussetzungen wären von unserer Seite sehr hohe und im Zeitverlauf stark steigende Interventionen nötig gewesen, um den Mindestkurs zu verteidigen. Das hätte zu einer unkontrollierten Ausdehnung der Bilanzsumme geführt.» Viele Unternehmen durchliefen nach dieser Massnahme eine Durststrecke. «Zahlreiche Industriezweige und vor allem auch die KMU waren mit grossen Herausforderungen konfrontiert, die sie aber bemerkenswert gut gemeistert haben», lobt Schönholzer im Rückblick. Er sieht die Schweizer Wirtschaft nach dem vergangenen – durch Frankenstärke und ausländische Konkurrenz bedingten Tief – weiterhin  als innovativ und widerstandsfähig. «Wir rechnen in der zweiten Hälfte dieses Jahr mit einem besseren Wirtschaftswachstum als 2015. Plus 1 bis 1.5% sind realistisch, alles andere wäre Schönfärberei. Die Bäume wachsen nun mal nicht mehr in den Himmel», betont Schönholzer. Internationale Faktoren kann auch die Nationalbank nicht beeinflussen. Darum ist die Zukunft mit einem vorsichtig positiven Ausblick der Experten offen. Anlass genug für die WIR-Gruppe Schaffhausen, um bei einem ausgiebigen Apero Riche das Hier und Jetzt zu geniessen.

    Ursula Burgherr

    Urs Schönholzer von der Schweizerischen Nationalbank bei seinem Referat
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