«Wir legen die traditionellen Muster ab»

    Daniel Rüegger, Leiter Nordwestschweiz Bank Cler, äussert sich zu exorbitanten Banker-Boni, Kryptowährungen und der Strategie der Bank Cler, die 2017 aus der ehemaligen Bank Coop entstand und sich in einer Branche behaupten muss, der viel Misstrauen entgegengebracht wird.

    (Bilder: zVg) Daniel Rüegger ist der Leiter Region Nordwestschweiz der Bank Cler

    Daniel Rüegger, mit welchen Vorurteilen werden Sie am meisten konfrontiert, wenn Sie erwähnen, dass sie Banker sind?
    Daniel Rüegger: Ich werde des Öfteren auf die Boni in Millionenhöhe angesprochen, die von Geldhäusern an Top-Manager gezahlt werden.

    Gibt es diese exorbitant hohen Prämien auch bei der Bank Cler?
    Nein. Wenn Boni ausbezahlt werden, belaufen sie sich in etwa auf die Höhe eines Monatssalärs. Das hängt allerdings vom unserem Gesamtjahresergebnis ab. Werden Verluste eingefahren, kommt auch niemand in den Genuss eines Bonus. Ganz generell war die Auszahlung von Millionensummen als Supplement bei der Bank Cler – und auch zuvor bei der Bank Coop – noch nie ein Thema.

    Nicht nur die Boni sorgten im Bankwesen in den letzten 10 Jahren für Negativschlagzeilen. Nach der Banken- und Finanzmarktkrise ist das Vertrauen vieler Kunden geschwunden. Ist das auch für die Bank Cler spürbar?
    Die Beratungssituationen erweisen sich heute anspruchsvoller und komplexer als noch vor 10 Jahren, weil ein Grossteil der Klientel klare Vorstellungen hat, wie sie ihr Geld anlegen will. Unsere Spezialisten gehen auf diese Bedürfnisse ein. Sie handeln nicht kurzfristig, sondern vorausschauend und bieten massgeschneiderte Lösungen an, die sich von der Vermögensberatung über die Baufinanzierung bis zur Vorsorge erstrecken. Wir begleiten unsere Kundinnen und Kunden langfristig und stehen ihnen in jeder Lebenssituation mit Rat und Tat zur Seite.

    Die Bank Cler hat als Slogan «Reich sein ist nicht nötig» gewählt. Und bietet professionelle Vermögensverwaltung schon ab 10‘000 Franken an. Um wieviel kann man so einen Betrag in 10 bis 20 Jahren maximal vermehren?
    Bevor wir eine Empfehlung abgeben, klären wir mit dem Kunden seine Lebenssituation ab. Erst danach wird ersichtlich, wie hoch seine Risikobereitschaft ist und wie viel Geld für eine mittel- bis langfristige Investition zur Verfügung steht. Je nach gewählter Strategie schwankt der Aktienanteil. Will heissen: Es muss für den Kunden auch stimmen, wenn sich vorübergehend ein Negativtrend einstellt. Bei einer Annahme von durchschnittlich 4% Jahresrendite und einer Laufzeit von 20 Jahren wird das investierte Kapital verdoppelt.

    Die meisten Banken empfehlen Fonds. Sie auch?
    Ja, weil der Kunde dadurch nicht nur auf einen Titel setzt sondern seine Anlage breit diversifiziert ist.

    Wer entscheidet darüber, wie sich der Fonds zusammensetzt?
    Die Fondsmanager der Bank. Sie haben den Überblick über sämtliche Entwicklungen auf dem Finanzmarkt und bestimmen die Titelauswahl.

    Die Bank Cler setzt bei Ihren Filialen auf ein einladendes und helles Ambiente mit fröhliche Farben

    Gibt der Kunde da nicht die Kontrolle über sein Vermögen aus den Händen?
    Nein. Er hat jederzeit die Möglichkeit, mit dem Berater das persönliche Portfolio zu besprechen und bekommt detaillierte Informationen, wie sich seine Anlage zusammensetzt und welche Risiken bestehen. Wenn die Entwicklungen nicht wie erwartet verlaufen, können die Fonds oder Teile davon jederzeit wieder verkauft werden.

    Aus der Bank Coop wurde 2017 die Bank Cler. Was hat sich am Wesentlichsten verändert?
    Für uns war es eine grosse Chance, mit einer neuen Bank auf den Markt zu kommen und traditionelle Muster abzulegen. Wir haben bewusst einen Schweizer Namen für unsere Bank gesucht, der sich ganz auf das einheimische Publikum konzentriert. «Cler» bedeutet im Rätoromanischen «klar, verständlich, einfach» und ist das Credo all unserer Aktivitäten. Unser Claim, «Zeit, über Geld zu reden», heisst, dass wir Themen ansprechen, die für Herr und Frau Schweizer bisher tabu waren.

    Sie bieten 0,6% Zinsen auf dem Sparkonto Plus an. Gleichzeitig muss der Kontoinhaber eine Kontoführungsgebühr bezahlen. Bei kleinen Beträgen wird das Geld also eher weniger als mehr. Lohnt es sich heute überhaupt noch, ein Sparbüchlein zu haben?
    Im heutigen Tiefzinsumfeld ist eine Verzinsung von 0,6% auf dem eingezahlten Neugeld sehr attraktiv. Bei den Sparkonti fallen keine Kontoführungsgebühren an. Wer einen höheren Zins oder eine höhere Rendite sucht – und bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen – dem bieten sich andere Anlagemöglichkeiten wie z.B. das Sparinvest plus an.

    Die Bank Cler hat Anfang 2018 die erste Smartphone-Bank der Schweiz auf den Markt gebracht. Dank der App «Zak» sieht jeder Benutzer den Kontostand auf seinem Handy und kann darüber Geldgeschäfte erledigen. Wie kommt das neue Produkt an?
    «Zak» ist eine vollwertige Bank im Hosentaschenformat, über die u.a. Kontoinformationen gecheckt, Rechnungen bezahlt und Einzahlungen getätigt werden können. Wir haben das Produkt zusammen mit Berufseinsteigern entwickelt. Die App stösst, v.a. auch bei unserer jüngeren Kundschaft, auf grosses Interesse und wir haben viele Neukunden gewonnen. Wir werden auch dieses Jahr weiter in Zak investieren, um sie mit neuen Funktionen sowie integrierten Angeboten zu erweitern und noch attraktiver zu gestalten.

    Mit ihrem Angebot «eva» richten Sie sich speziell an die Bedürfnisse und Anliegen von Frauen. Wo liegt der Unterschied zu denjenigen der Männer?
    Mit unserem Angebot «eva» wollen wir die Frauen ermuntern, sich mit den Finanz- und Vorsorgethemen intensiv zu beschäftigen. Wir bieten neben der klassischen Bankberatung ein breites Angebot von Networking Veranstaltungen, Fachreferaten etc. an.

    Wie stark wird die auf 2019 verlegte Abstimmung zum Brexit den einheimischen Finanzmarkt beeinflussen?
    Für uns als klassische Schweizer Retailbank wird der Einfluss nicht wesentlich sein. Aber generell hat der Brexit natürlich Auswirkungen auf ganz Europa. Grossbritannien belegte bisher Platz 3 der grössten Netto-Zahler der EU.

    Haben Kryptowährungen ihrer Meinung nach Zukunft?
    Die Bank Cler macht zurzeit keine Geschäfte mit Kryptowährungen. Die Nachfrage ist noch sehr gering. Selbstverständlich behalten wir die Entwicklung von Bitcoin und Co. im Auge.

    Die Bank Cler unterstützt die Swiss Music Awards und das Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester finanziell. Warum?
    Gesellschaftliches und soziales Engagement sind ein wichtiger Bestandteil der Strategie der Bank Cler. Es ist uns ein grosses Anliegen, jungen Talenten mit unseren finanziellen Beiträgen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzuentwickeln. Der Nachwuchs ist uns wichtig und mit dem Sponsoring-Engagement zeigt die Bank Cler ihre schweizweite Verbundenheit und leistet einen Beitrag zum kulturellen Leben.

    Aber nicht nur der Nachwuchs ist uns wichtig, auch die Umwelt. Die Bank Cler hat 2018 das Swiss Climate CO2 Label erhalten. Dies auch dank der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Hauptsitzes, welche jährlich rund 12’000 kWh Solarenergie produziert. Damit erzeugen wir einen Grossteil unseres Stroms.

    Ursula Burgherr

    Vorheriger ArtikelJetzt wird es Zeit für die neue Autobahnvignette
    Nächster ArtikelJobradar 2019: Die grosse Chance für «Niedrigqualifizierte»?