Industrie 4.0: Wird Stephen Hawking mit seinen Voraussagen recht behalten?
Vor einigen Wochen fragten wir an dieser Stelle: «Wann wird Basel zur Smart City»? Die aktuelle Frage heisst: Wie weit ist man in Basel mit dem Thema Industrie 4.0 und was bedeutet diese Entwicklung mit Blick auf die Arbeitswelten? Ein spannendes Thema.
Stephen Hawkings Tod hat das Thema Industrie und Gesellschaft 4.0 in den letzten Tagen noch einmal heiss kochen lassen: Der wohl in der breiten Öffentlichkeit bekannteste und populärste Astrophysiker der Welt war nämlich auch dann eine Autorität, wenn es um Themen geht, was die Menschen hier auf der Erde nachhaltig verändern. Gerne sinnierte er darüber, ob wir auf dem besten Weg seien, uns womöglich auszulöschen, weswegen es an der Zeit wäre, im Weltall nach alternativen Wohnorten zu suchen und zu migrieren. Seit längerem warnt Hawking seine Warnungen vor der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Die könne über ihren Schöpfer, den Menschen, hinauswachsen und die Macht übernehmen, also letztlich den menschlichen Gott stürzen oder die Eltern beherrschen. Die «Terminator»-Vision lässt grüssen.
Entscheidend ist die «Arbeitsmarktfähigkeit»
Die Digitalisierung und die damit einher gehenden neuen Anforderungen im Arbeitsmarkt der Zukunft und somit im Zeitalter der Industrie 4.0 ändern die Arbeitswelten. Gemäss Zukunftsforscher und Futurist Gerd Leonhard gilt die Frage: Sind wir eigentlich für die Jobs der Zukunft («Jobs 4.0») gewappnet oder werden eines Tages wie im Hollywood Blockbuster «Terminator» die Maschinen die Kontrolle übernehmen, wie das Hawking befürchtete? Denn im Gegensatz zu den früheren Industriellen Revolutionen nach der Erfindung von leistungsfähigen Maschinen und der Optimierung der Automation – später auch durch die Einführung künstlicher Intelligenz – geht es bei der aktuellen «digitalen Revolution» also um geistiges Leistungsvermögen. Die Maschinen erhalten die Fähigkeit, immer komplexer zu denken, was auch im menschlichen Bereich grosse Konsequenzen bedeutet. Zum Beispiel für das Personalwesen und deren Ausbildung (Quelle: Weka Seminare.ch www.praxisseminare.ch/blog/detail/article/industrie-40-leben-wir-bald-nach-dem-david-bowie-motto-oder-dem-prinzip-terminator/)
Wie wird man fit für Industrie 4.0?
Immer mehr versuchen, sich für diese «vierte Industrielle Revolution» zu wappnen. Die zunehmende Digitalisierung wird bis 2025 eine massive Umschichtung im Arbeitsmarkt auslösen. Durch diese Transformation von Geschäftsprozessen steigen Produktivität und Flexibilität in der Wertschöpfungskette, aber auch die Anforderungen an Führungs- und Fachkräfte. Verlangt sind ein hohes Mass an Agilität und interdisziplinärem Fachwissen zwischen Ingenieurwesen, Informatik und Betriebswirtschaft. Mittlerweile werden eigens dafür besondere Seminare und Lehrgänge angeboten. Zum Beispiel jene, die versuchen, heutige Leistungsträger bezüglich Arbeitsmarktfähigkeit für die Zukunft fit zu trimmen (www.praxisseminare.ch/seminare/personal). Ganze Lehrgänge beschäftigen sich intensiv mit dem Thema. Zum Beispiel jener für Berufsleute wie die Techniker/innen HF in Energie und Umwelt. Sie werden in den kommenden Jahren besonders gute Aussichten auf einen der begehrten Jobs haben. Die Ausbildungen in diesem Bereich profitieren zudem noch von der Förderung durch Bund und Kantone. Auch bei uns. Basel ist so oder so voll im Soll, wenn es um passende Ausbildungen für die Arbeitswelten der Zukunft geht. Es werden zunehmend spezifisch geschulte Fachpersonen gebraucht und die Höheren Fachschulen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Die TEKO Basel als Anbieterin von Ausbildungen im Bereich Technik, Energie und Umwelt sowie Cleantech macht hierbei Pionierarbeit. Spannend ist auch, dass es ganz neu nun auch einen Master of Advanced Studies (MAS) «Industrie 4.0 für Smart Engineering & Process Management» an der FFHS gibt. Hier sollen die Studierenden eine gewinnbringende Verknüpfung von aktuellen Forschungsergebnissen und praxisnahem Know-how erwerben. Unter anderem sollen Fachleute auch die Entwicklung und Umsetzung von serviceorientierten Geschäftsmodellen, welche durch die Digitalisierung in Unternehmen neue Potentiale freilegt, lernen.
Die Industrie 4.0 ist also ein aktuelles Thema für alle, die auf den Zug aufspringen können. Ein starker, starke internationale Konkurrenz, Standort-Optimierungen, neue Bedürfnisse: Die Industrie 4.0 hat viele Facetten und viele mögliche Anwendungen.
«Die Zukunft ist jetzt» im Grossraum Basel
Der Grossraum Basel gilt ja als innovative Region und beherbergt viele Branchen und Wirtschaftszweige, die sehr stark an Industrie 4.0 interessiert sind. Die Schweiz gilt gemäss verschiedener Studien als eines der innovativsten Länder der Welt. Basel hat hierbei eine Führungsrolle inne: Zugang zu Wissen, qualifizierte Mitarbeitende aus aller Welt, gepaart mit einem starken industriellen Rückgrat machen die Region Basel zum führenden Innovations-Hub der Schweiz. Ein Top-Nährboden für die Ausbreitung von Industrie 4.0. Und so sind viele Kompetenzen vorhanden. «Schon heute gibt es zahlreiche (potenzielle) Anwender der Industrie 4.0 in regionalen Produktionsfirmen», schreibt zum Beispiel Sebastien Meunier von Basel Area. Sicherheit, Digitalisierung, Ressourcenoptimierung, Wartung, Prozess-Optimierung und vieles mehr soll im Fokus stehen bei diversen Veranstaltungen in diesem Jahr zu diesem Themenfeld. Und es bewegt sich auch sonst noch viel in der Region: Auf einem vom Kanton Baselland an private Investoren verkauften Grundstück im Schorenareal in Arlesheim ist ein Kompetenzzentrum für Industrie 4.0 in Entstehung. Die dafür verantwortliche uptownBasel AG erstellt derzeit ein Gebäude mit rund 6’000 Quadratmetern für Roboter-Technologien mit rund 350 Arbeitsplätzen. Im ersten neuen Gebäude sollen gemäss den Verantwortlichen grosse Roboter kleinere Roboter bauen, die zum Beispiel in der Medizinaltechnik eingesetzt werden. Die Uptown Basel unterschrieb zudem Im Herbst 2017 auch den Kaufvertrag für das Nachbarareal, das ehemalige Paketzentrum der Post. Längerfristig sollen auf dem Areal insgesamt 400 bis 500 Millionen Franken investiert werden. Das Ziel heisst: Die Schaffung von 750 Arbeitsplätze in zehn Jahren.
JoW
Mit «Emotionaler Intelligenz» gegensteuern
Kann die ultimative Science-Fiction-Apokalypse Realität werden? Stephen Hawking warnte vor der Machtübernahme der Menschheit durch künstliche Intelligenz. Das Gegenmittel heisst: «Emotionale Intelligenz».
Seit Jahrzehnten ist es also eine ebenso faszinierende wie erschreckende Zukunftsvision, dass Maschinen über ihre Rollen als Hilfsmittel der Menschen hinauswachsen und das Kräfteverhältnis umkehren. Wie gesagt, utopische Vorstellungen, die sich auf die Zukunft richten. Allerdings muss man den Blick gar nicht so weit schweifen lassen, um gewisse Ängste bezüglich der Auswirkungen der Digitalisierung und Technisierung zu erkennen – die sind nämlich ein fester Bestandteil der Auseinandersetzung mit der Entwicklung des gegenwärtigen Arbeitsmarktes.
Das betrifft vor allem die Industrie, in der Befürchtungen, die Automatisierung könnte einen grossen Teil der Arbeitsplätze obsolet machen, zum täglichen Geschäft gehören. Die Prognosen dahingehend sind selten optimistisch, aber immer mit Hinweis versehen, dass auf diesem Wege völlig neue Aufgaben- und Berufsfelder entstehen. Woraus zwangsläufig folgt: Es wird in Zukunft andere Kompetenzen und Qualifikationen brauchen, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können.
Der Zukunftsforscher und Futurist Gerd Leonhard wagt eine Prognose, die branchenübergreifend für Aufsehen sorgen könnte: «Man kann davon ausgehen, dass bis zu 50 Prozent der Berufe in den nächsten Jahrzehnten verschwinden werden und sich neue Jobprofile entwickeln. Alles, was automatisiert oder digitalisiert werden kann, wird betroffen sein. Sobald es um Prozesse geht, die eine künstliche Intelligenz erledigen kann, steht die Türe offen für Veränderungen. Gewisse Routinevorgänge können hochtechnisierte Roboter ausführen.» Was Leonhard aber auch betont: Die Berufsleute der Zukunft werden sich «fast von selbst ein Profil geben» und ihre Fähigkeiten gezielt in Projekten zum Einsatz kommen. «Die Energiewende spielt da eine grosse Rolle und auch der Weg vieler Gemeinden und Städte zur 2000 Watt-Gesellschaft. Supervisoring bleibt im Trend und wird nach wie vor von Menschen besser erledigt werden können als von den intelligentesten Maschinen. Bei allem, was mit emotionaler Intelligenz und nicht nur mit Big Data-Input zu realisieren sein wird, werden wir als Berufsmenschen einen Vorsprung gegenüber Maschinen haben.»
JoW, (Quelle: Weka Praxisseminare.ch)